Hausordnung

Als Teil des ersten hauseigenen Grafikdesign-Teams bei Herman Miller genossen Linda Powell und Barbara Loveland eine kreative Freiheit, die zu einigen „verdammt guten“ Designs führte. Heute kümmern sie sich um deren Erhalt – und vieles mehr.


Verfasst von: Christine MacLean
Photos by: Ross Mantle
Archival images: Mit freundlicher Genehmigung von West Michigan Graphic Design Archives

Barbara Loveland (links) und Linda Powell

Barbara Loveland und Linda Powell hatten beide einen wenig verheißungsvollen Karrierestart als Grafikdesignerinnen bei Herman Miller. Powell war 1976 erst wenige Wochen im Einsatz, als ein Verpackungsdesign, das sie als Freiberuflerin für den President's Report des Unternehmens 1976 vorgeschlagen hatte, in der Produktion scheiterte. Steve Frykholm, der damalige Abteilungsleiter für Grafikdesign im Unternehmen, hatte ihre Idee einer spritzgegossenen durchsichtigen Kunststoffbox mit einer Reihe reliefartiger Linien unterstützt. Das Design spielte auf das Design des „Four-Booklet“-Sets an, jedoch erfüllte es nicht die Qualitätsstandards. „Ich dachte: ‚Jetzt werde ich gefeuert, bevor ich hier überhaupt ein Projekt habe‘“, erinnert sich Powell.

On the left, covers of two Herman Miller reports, one that has blue lines on a white background and the other has red lines on a blue background. On the right, a Herman Miller report cover featuring a blue Ergon chair.
Eleven people smiling and hanging out the windows of one side of a red van with the Herman Miller logo painted on it in white.

1976 President’s Report, Linda Powell

Barbara Loveland wurde 1977 beinahe nicht einmal eingestellt. Wie Linda Powell und auch Judith Ramquist, ein weiteres Mitglied des kleinen Grafikdesign-Teams, hatte Barbara Loveland den Design-Studiengang an der Western Michigan University absolviert, wo sich alle drei kennengelernt hatten. „Steve wollte mehr Diversität [in Bezug auf den Bildungshintergrund]“, erklärt Loveland, obwohl er von ihrer Arbeit beeindruckt war. Anhand von Gesprächen mit anderen Bewerbern erkannte Frykholm, dass Loveland die stärkste Kandidatin war. Dass sie alle drei ihren Abschluss an der Western University gemacht hatten, sei schließlich ein Beweis für die Qualität des dortigen Design-Studiengangs.

Powell wurde nicht gefeuert; Loveland wurde eingestellt. Beide machten später sagenhafte Karrieren im Grafikdesign: Zunächst gingen sie einfach an die Arbeit (und sammelten nebenbei Auszeichnungen ein), dann gaben sie ihr Knowhow weiter, und heute sorgen sie mit den im Jahr 2013 gemeinsam gegründeten West Michigan Graphic Design Archives für dessen Erhalt.

Aus Anlass des Women's History Month haben wir uns mit diesen beiden ausgezeichneten Designerinnen zusammengesetzt, die beide dazu beigetragen haben, das umfangreiche Vermächtnis des Grafikdesigns von Herman Miller zu festigen und weiterzuentwickeln.

On the left, three hands holding transparencies with yellow stickies on them over a mockup of a poster that has a gray and white, abstract image of an Eames molded plywood chair. On the right, Linda Powell holds up a brightly colored abstract poster of the Eames molded plywood chair while Barbara Loveland peeks around the corner.

Nach dem Abschluss größerer Projekte nahm sich das Kommunikationsteam gerne Zeit zum Feiern. „Wir haben gern Zeit zusammen
verbracht“, erzählt Loveland. „Alle waren miteinander befreundet und die Arbeit hat Spaß gemacht.“

In den 1970er Jahren wuchs das Unternehmen rasant. Die beiden Söhne des Gründers D. J. De Pree, Hugh und Max De Pree, leiteten das Unternehmen während Ihrer Zeit dort. Wie können wir uns die Unternehmenskultur damals bei Herman Miller vorstellen?

Loveland: Da die De Prees damals noch das Geschäft führten, fühlten wir uns, glaube ich, alle wie ein Teil der Familie. Als ich 1989 zum Unterrichten an die Ferris State University ging, kam Max zu mir ins Büro, um mir zu sagen, was für eine bewundernswerte Sache es für mich sei, in den Bildungssektor zu wechseln. Das werde ich nie vergessen. Welcher CEO besucht Mitarbeiter in ihren Büros und wünscht ihnen alles Gute, wenn sie das Unternehmen verlassen?

Powell: Kürzlich bin ich auf einen Brief von Max gestoßen. Er schrieb in drei Zeilen: „Ich war auf Hawaii unterwegs und jemand hat mir diesen Zeitschriftenartikel gegeben.“ Ich dachte, du möchtest ihn vielleicht haben.“ In dem Artikel ging es um mich. Welcher CEO macht so etwas?

Loveland: Außerdem hatten die Kollegen Vertrauen in uns als Designerinnen. Sie mischten sich nicht ein. Normalerweise legten wir mindestens zwei, wenn nicht drei Vorschläge für ein Projekt vor, mit denen wir gut leben konnten. Das Produktmarketing wählte einen davon aus und dann wir machten uns an die Arbeit. Es gab kein Entscheidungsgremium. Es gab kein „Ich mag diese Farbe nicht.“

Powell: Und selbst wenn sie so etwas gesagt hätten, wäre Steve auf unserer Seite gewesen. 
 
Loveland: 
Es gab auch keine Konkurrenz unter uns Designern. Wir haben nicht für Steve gearbeitet, sondern mit ihm. Er war sehr großzügig darin, uns üppige Projekte aufzutischen.

A hand pulling out a thin horizontal drawer to expose the edge of a red poster with Ho Ho Ho written in white.

Wenn Studierende die Archive besuchen, erklären Powell und Loveland oft anhand des „Henry Ford“-Posters, wie Designer früher die Farbseparation manuell erledigten. Manchmal fragen die Studierenden, wann denn der Computer dazu kam. „Wir sagen ihnen: ‚Niemals‘“, so Loveland.

Powell: Wir waren drei unabhängige Designerinnen, die sich alle gegenseitig unterstützten. Wenn Barbara etwas entwarf, das Steve wirklich gut gefiel, sagte er: „Mensch, ich wünschte, das wäre mein Design.“ Alle, mit denen wir zusammengearbeitet haben, erleichterten uns die Arbeit. Wir stellten die Leute in der hauseigenen Druckerei vor Herausforderungen, und natürlich beschwerten sie sich. Sie sagten dann Dinge wie, „Da kommen schon wieder diese Designer“. Letztendlich waren sie aber stolz, wenn ein Projekt gut gelang. Es war so, dass wir einfach Entwürfe machten und jemand anderes würde sich überlegen, wie sie umzusetzen seien. Das Ergebnis musste gut sein; es musste passen. Außerdem musste es pünktlich vorliegen. Und dann war es auch wünschenswert, dass es im Rahmen des Budgets lag.
 
Loveland: Ich denke, es lag daran, dass das Unternehmen so stark auf gutes Design ausgerichtet war. 

Powell: Und es gab keine Angst davor, andere oder neue Dinge auszuprobieren. Wir hatten sehr viele Freiheiten.
 
Loveland: Sie gaben uns die Möglichkeit, Dinge auszuprobieren, die wir uns andernfalls vielleicht nie getraut hätten. Alle Leute, die dort arbeiteten, waren Freunde. Deshalb hat es einfach funktioniert.
 
Powell: Wir hatten auch viel zu feiern. Wenn wir ein großes Projekt abgeschlossen hatten, gingen alle zusammen zum Essen aus. Oder es ging raus zur Marigold Lodge, wo Steve auf den Traktor stieg und uns in einem Gartenkarren umher kutschierte. In dieser Rolle war Steve wirklich sehr gut. Und er stellte uns immer die Leute vor. Wenn Steve mit jemanden an einem Projekt arbeitete, teilte er diesen Partner mit uns allen, sodass wir ins Gespräch kommen konnten. Das waren Ikonen wie George Nelson und Wolfgang Weingart.

Oben: Powell entwarf 1978 ein „Ho Ho Ho“-Poster für die Weihnachtsfeier von Herman Miller. Unter dem Motto „Die Klänge von Weihnachten“ entwarf sie vier Poster, von denen jedes einen Klang abgab.

Rechts: Für die Einführung der modularen C-Form-Möbel im Jahr 1979 entwarf Loveland 12 kleine Poster, die in endlosen Variationen arrangiert werden konnten – genau wie die modularen Möbel. Sie sagte, sie habe sich zu Ehren des Designers der C-Form, Don Chadwick, für „kalifornische Farben“ entschieden, da dieser in Kalifornien lebte.

Ihr Werk ist so umfangreich und umfasst Juwelen wie Lindas Weihnachtsfeier-Poster und Barbaras C-Form-Poster. Welches Projekt von Herman Miller hat Ihnen am besten gefallen?

Loveland: Die „Reference Points“-Broschüre [ein Druckerzeugnis, das neben weiteren Klassikern das Eames Sofa vorstellte, das letzte Design, das Charles und Ray Eames für Herman Miller entworfen haben], da ich dabei völlig freie Hand hatte.

Ich hatte Fotos von diesen Produkten aus jedem Winkel gesehen und dachte mir, dass es vielleicht interessanter wäre, Illustrationen zu machen. Mir kamen ein paar meiner Lieblingsillustratoren in den Sinn und ich fragte sie, ob sie Interesse hätten, eins unserer Produkte zu illustrieren. Dann sandten wir ihnen jeweils ein Produkt zu. Wir machten ihnen keinerlei Vorgaben. Bei der Illustration von Dagmar Frintas sieht man kaum, dass es sich um den Nelson Tisch handelt. Sie konnten aus dem Vollen schöpfen. Als sie uns Skizzen schickten, sagten wir: „Das sieht gut aus, weiter so.“ Und als UPS uns schließlich die Ergebnisse lieferte, versammelten wir uns gespannt um die Pakete, um sie zu öffnen. Einige Werke waren riesig, während die Arbeit von Alan Cober für den Eames Hocker gerade einmal 30 x 30 cm maß.

„Reference Points“-Broschüre, Barbara Loveland, 1991

Powell: Mein Favorit war das Pavilion Identity Program. Die Person, die das Projekt leitete, wollte eine Art Spielplatz haben – einen aktiven Raum, der sich ständig veränderte. So nahmen die beiden Zeichen einfach die Form dieser Buchstaben an, in diesen einfachen Blockformen, die beim Fallen das Wort ergeben. Die andere Wortmarke wurde in ein Schild umgewandelt, das man über die Esplanade betreten konnte. Die Buchstaben bestanden aus Metall, waren etwa einen Meter hoch und 30 cm breit. Sie standen bzw. schwebten vor der Wand. Dann gab es noch 12 Banner, die in Vierergruppen arrangiert waren und deren Farben immer heller wurden, desto weiter man sich durch den Gang hin zum Eingang des Pavillons bewegte. 
 
Donovan und Green aus New York hatten die Innenarchitektur entworfen, und sie sollten auch sämtliche Grafiken übernehmen. Aber ich ging zu Steve und sagte: „Weißt du was, ich denke, wir können es genauso gut machen wie sie.“ Er stimmte zu. Dieses Mal waren wir eine kleine Gruppe und haben intensiv zusammengearbeitet. Alle Beteiligten brachten ihre Ideen ein. Ich war für die ganze Organisation zuständig. Das muss mein Favorit sein, einfach weil es so gigantisch war, über lange Zeit hinweg, und so viel Zusammenarbeit mit richtig guten Leuten mit sich brachte.

Für das Pavilion-Projekt im Jahr 1984 schuf Powell eine Identität für den Showroom von West Michigan, in dem zwei Wortmarken, Beschilderungen und Verpackungen für Ausstattungsmerkmale präsentiert wurden.

Ist das das Projekt, auf das Sie am meisten stolz sind?

Powell: Nein, das ist das Marigold Lodge-Identitätsprogramm. Dieses Projekt fand im Jahr 2004 statt, als Barbara und ich an der Ferris State University lehrten. Prescott Slee [der damalige Hospitality-Manager von Marigold] rief uns an und bat uns, das Projekt zu übernehmen. Wir sagten, wir würden gerne unsere Studierenden daran arbeiten lassen, wir würden es als praktische Kunst umsetzen.
 
So kam es, dass drei Gruppen von Studierenden über einen Zeitraum von drei Jahren die Schriftart auf Grundlage einer vorhandenen Schriftart neu gestalteten und einen Zeichensatz entwickelten. Sie entwarfen ein Logo, einen Ordner, ein Normenhandbuch, Briefpapier, ein Messingschild, Annehmlichkeiten und Menüs.
 
Ich bin stolz darauf, da wir das, was wir bei Herman Miller gelernt haben, woran wir dort als Neueinsteiger gewachsen sind, an die Studierenden weitergegeben und sie so in ihrem Wachstum unterstützt haben. Wir lenkten ihre Arbeit und sie konnten sich mit allen Phasen des Designs und der Produktion vertraut machen. Das Lernen hatte dabei den größten Stellenwert.

Marigold Lodge-Wortmarke, Barbara Loveland und Linda Powell, 2004

Loveland: Außerdem konnten die Studierenden konnten dort so viele Erfahrungen sammeln und Prescott kennenlernen, der so großartig mit ihnen umging. Auf dieses Projekt bin ich auch stolz. Aber ich glaube, das Projekt, das mich am meisten mit Stolz erfüllt ist eine Ausstellung über Herman Miller mit dem Titel „Good Design“, an der ich mit Judy Hillman, der Kreativdirektorin des Projekts, im Muskegon Art Museum gearbeitet habe. Ich war gerade zum zweiten Mal von Herman Miller weggegangen. [Loveland hatte ein zweites Mal in der Firma gearbeitet, von 2005 bis 2007.] Ich habe im Sommer von meinem Cottage aus daran gearbeitet, wo es zu dieser Zeit kein Internet gab. Das Bild, wie ich mit meinem Computer auf dem Schoß telefonierend im Wald auf einem Baumstamm sitze, weil mein Telefon dort Empfang hatte, habe ich nicht vergessen. Ich entwickelte eine Farbpalette und gestaltete alle Grafiken für die Panels. Das war ein tolles Projekt. Die Direktorin des Museums, ihr Team und die Kreativen – es war einfach fantastisch mit dieser Gruppe von Leuten zusammenzuarbeiten.
 
Die Ausstellung war historisch und sehr informativ angelegt. Sie wurde anschließend auch im Henry Ford Museum in Dearborn und im ganzen Land gezeigt. Es hat mich wirklich stolz gemacht, zu all den Eröffnungen zu gehen. Meine Mutter lebte damals noch und bekam alles mit.

Good Design: Stories from Herman Miller, Barbara Loveland and Judy Hillman, Muskegon Museum of Art, 2009

Sie haben beide viele Auszeichnungen für Ihre Arbeiten erhalten, die in die AIGA National Design Archives in Denver aufgenommen wurden, ebenso in das Cooper Hewitt, Smithsonian Design Museum in New York und in das Henry Ford Museum of American Innovation in Dearborn, Michigan. Beide haben Sie 2017 AIGA West Michigan Fellow Awards und weitere Auszeichnungen erhalten. Was bedeutete es für Sie, Designs für Herman Miller zu entwickeln?

Powell: Mir verhalf es zu Bekanntheit und so vielen Möglichkeiten. Ich konnte an Projekten mit den besten Grafikdesignern, Fotografen, Illustratoren und Druckern des Landes – und gelegentlich auch der ganzen Welt – zusammenarbeiten. Wir hatten auch Arbeitsbeziehungen mit Leuten aus verwandten Bereichen – Architektur, Video, Produktdesign, Innenarchitektur, Ausstellungsdesign. Ich hatte das Gefühl, frei experimentieren zu können, mich zu entfalten und neue Techniken und Formate auszuprobieren. Durch die Teilnahme an nationalen und internationalen Designkonferenzen und Tagungen zur Entwicklung von Führungskräften hatte ich die Möglichkeit, mich persönlich und beruflich weiterzuentwickeln.

Loveland: Die Vielfalt der Projekte war wirklich erstaunlich. Dadurch sammelte ich Erfahrungen in all den verschiedenen Bereichen. Der weltweite Ruf, den Herman Miller als designorientiertes Unternehmen genießt, war sicherlich ein Vorteil, allerdings auch eine Herausforderung. Jedes Projekt musste ein erwartetes Qualitätsniveau erreichen.

Meine Erfolge waren Ergebnisse der mir gebotenen Möglichkeiten, der großartigen Menschen, mit denen ich zusammenarbeiten durfte, und den wirklich wunderbaren Produktionsleitern bei Herman Miller: Nicht nur das Design musste außergewöhnlich sein, sondern auch dessen Umsetzung (das Drucken oder Fertigen) musste dieselben hohen Anforderungen erfüllen. Harte Arbeit und lange Arbeitszeiten aller Beteiligten trugen zu teilweise bemerkenswerten Ergebnissen bei.

Barbara Lovelands Poster für die Wilkes Modular Sofa Gruppe aus dem Jahr 1981 und das aus der Titelseite des Ideas-Magazins von 1978 entstandene Poster, entworfen von Linda Powell.

In diesem Frühjahr bringen wir Ihre Arbeiten zurück in den Einzelhandel von Herman Miller: das Poster zur Wilkes Modular Sofa Gruppe, das Barbara entworfen hat, und das Poster von einem Ideas-Magazin-Cover, das Linda entworfen hat. Erzählen Sie uns bitte etwas über diese Designs.

Loveland: Das „Modular Sofa“-Poster gehörte zum Projekt „The Big Book“ [Poster von 44 Produkten, die in Showrooms wie ein Buch präsentiert werden sollten]. Es ging mir darum, all die verschiedenen Anordnungsmöglichkeiten zu zeigen; und die Formen haben mich fasziniert, sie erinnerten mich an Chiclets. Kennen Sie noch die Chiclets-Kaugummis? Es hat einfach Spaß gemacht, herauszufinden, wie ich mithilfe von Gleichförmigkeit Vielfalt darstellen konnte. Die Typografie war Helvetica Rounded, denn das passte auf jeden Fall zu den „abgerundeten“ Formen dieses Sofas. Es war also wieder ein Zusammenspiel der Typografie mit den Bildern, eine meiner Leidenschaften: Verbindungen herstellen.

Powell:
Bei meinem Poster ging es in dieser Ausgabe des Ideas-Magazins darum, wie sich Unternehmen – in Zeiten exponentiellen Wandels – verändern. Deshalb stellen die Farben die Zeit dar, und die Linie das Tempo der Veränderung. Ich wollte, dass die Farben intensiv sind, und entschied mich für Primär- und Sekundärfarben aus dem Farbkreis. Diese ordnete ich dann in derselben Reihenfolge an, denn verbessern lässt sich der Farbkreis nicht. Diese Grafik durchzog dann das gesamte Magazin.

Im Jahr 2013 gründeten Barbara Loveland und Linda Powell gemeinsam die West Michigan Graphic Design Archives, die im Zhang Legacy Collections Center der Western Michigan University in Kalamazoo untergebracht sind.

In den West Michigan Graphic Design Archives in Kalamazoo können die Menschen Ihre Arbeiten für Herman Miller sowie die Arbeiten vieler anderer Designer aus West Michigan sehen. Sie haben die Archive 2013 gemeinsam gegründet. Wie kam es dazu?

Loveland: Es fing damit an, dass unser Professor an der Western und späterer Freund Jon Henderson seine Planschränke in Kansas City ausmistete. Er hatte bei Hallmark Cards gearbeitet. Er sagte: „Bringt das alles in die Archive der Western University.“ . . Aber wir dachten uns: „Wir sollten ein Grafikdesign-Archiv für West Michigan einrichten.“ Das Grafikdesign ist in dieser Gegend so reichhaltig – mit French Paper, Herman Miller, Ferris und Western. 
 
Powell: Es geht allerdings nicht nur um das Design an sich. Es geht auch um das Drucken, das Schreiben, die Typografie. Besucher haben freien Eintritt in dieser wunderschönen Anlage, die von Anfang an als Archiv konzipiert wurde. Sie können auf der Website einen Termin vereinbaren und dort auch gleich mitteilen, was Sie sich ansehen möchten. Die Mitarbeiter geben Ihnen auch gerne eine Gesamtschau. Als ich in Rente ging, hätte ich nie gedacht, dass es zu so etwas kommen würde. Ich dachte, meine Karriere als Grafikdesignerin sei beendet. Das ist sie aber nicht.
 
Loveland: Ich denke, gutes Design wird uns immer am Herzen liegen. Deshalb ist meiner Meinung nach alles, was wir tun können, um den Menschen den Unterschied zwischen gutem Design und weniger gutem Design zu verdeutlichen, nach wie vor wichtig. Alle Inhalte in den Grafikdesign-Archiven sind kuratiert.
 
Auch wir haben uns verkleinert und unsere Sachen aussortiert, wollten sie jedoch erhalten. Der Wunsch, diese Dinge aufzubewahren, hatte viel mit dem Computer zu tun. Wir wollten, dass den Leuten bewusst wurde, wie die Arbeit vor der Zeit der Computer bewältigt wurde. Einmal haben wir einer Studierendengruppe die einzelnen Entstehungsphasen des „Henry Ford“-Posters erläutert: die Farbskizzen, die Druckvorlage, den Farbandruck und das fertige Stück. Eine junge Frau hob die Hand und fragte: „Wann wurden Computer in den Prozess integriert?“ Linda antwortete: „Niemals.“ Meiner Meinung nach geht es darum, dass es ein Verständnis für die Geschichte [des Druckens] braucht, um zu verstehen, wie heute gearbeitet wird.

„Mein Herz schlägt jedes Mal höher, wenn ich mich mit dem Archivprojekt beschäftige. Es ist eine sehr schöne Tätigkeit. Erst habe ich Grafikdesign studiert, dann habe ich es in die Tat umgesetzt, dann gelehrt, und jetzt kümmere ich mich um dessen Erhalt.“
 – Linda Powell

Was inspiriert Sie heutzutage?

Loveland: Ich webe und stricke. Dabei lasse mich von Farbkombinationen inspirieren, die ich in der Natur sehe – bzw. im Nähladen.

Powell: Mein Herz schlägt jedes Mal höher, wenn ich mich mit dem Archivprojekt beschäftige. Es ist eine sehr schöne Tätigkeit. Erst habe ich Grafikdesign studiert, dann habe ich es in die Tat umgesetzt, dann gelehrt, und jetzt kümmere ich mich um dessen Erhalt.